Sputnic-Porträt in der Vertical
Vertical, No.32,Dezember 2008
Text: Agnes Absalon
pdf Asugabe ab 5. Dezember hier

Sputnic
Weggefährten


Kreativität verbindet. Das haben Malte Jehmlich (28), Nicolai Skopalik (30) und Nils Voges (30) während ihres Designstudiums an der HS Niederrhein erkannt. Freunde waren sie schon lange, aber ihr erstes gemeinsames Projekt für die Krefelder Band Jansen ließ sie erkennen, dass sie auch auf professioneller Ebene gut miteinander können. Sie bauten eine Stadt aus Pappe für die DVD „Für 15 Euro nasses Hundekino“. Daraus gestalteten sie eine außergewöhnliche Menü-Navigation. Als das Werk vollbracht war, brauchten sie einen gemeinsamen Namen für das DVD-Cover. Die Wahl fiel auf „Sputnic“, das russische Wort für Weggefährten.


Das Wort Sputnic spiegelt auch die Arbeitsweise von Malte, Nicolai und Nils wieder. „Wir stehen auf Low-Fi und greifen gerne auf ältere Technologien zurück“, sagt Malte. „Wir versuchen mit einfachen Mitteln komplexe, charmante Sachen auf die Beine zu stellen. Pappe ist unser Fetisch – wir kommen vom Cutter einfach nicht los.“ So war das auch bei ihrer Diplomarbeit. Anderthalb Jahre lang arbeiteten sie an dem Stop-Animationsfilm „Südstadt“, der in Krefeld wie eine Bombe einschlug und für Begeisterung sorgte. Der Film über einen pflichtbewussten Postboten, der aus einem idyllischen Vorort ins Ghetto versetzt wird, ist eine Geschichte übers Scheitern. Der Postbote wird von seinem Job überfordert. Defekte Briefkästen, sein Arbeitgeber und merkwürdige Gestalten machen es ihm schwer, seinen Auftrag zu erfüllen. Sputnic haben sich von Krefelds Südstadt inspirieren lassen. Mit viel Liebe zum Detail haben sie ganze Straßenzüge nachgebaut. Die Puppen entstanden aus Draht und Schaumstoff. Das Drehbuch lieferte Klaus M. Schmidt, für die Musik war Philip Lethen zuständig. „In diesen Film sind auch definitiv unsere eigenen Ängste eingeflossen, die Verlorenheit kurz vor dem Ende des Studiums“, berichtet Malte und fügt lachend hinzu: „Und manchmal waren wir auch von der Arbeit an dem Film überfordert.“ 12.30 Minuten lang ist das Werk geworden, 16.000 einzelne Bilder fügen sich zu einem Ganzen. Die Premiere wurde im September 2007 in der Fabrik Heeder gefeiert, als Note gab’s eine glatte 1,0. „Südstadt“ ist momentan auf Reisen und wird auf Kurzfilm-Festivals weltweit gezeigt. Japaner, Polen, Italiener, Engländer und Niederländer durften sich unter anderem bereits daran erfreuen.

Nach anderthalb Jahren intensiven Aufeinanderhockens in einem vier mal vier Meter kleinen Raum in einem Atelierhaus an der Gladbacher Straße folgte die Post-Projekt-Depression. Malte und Nils machten erst einmal lange Urlaub. „Es war aber seit unserer Gründung klar, dass wir als Team zusammenarbeiten und davon leben wollen“, sagt Malte. „Seither bieten wir Animation und bewegte Grafik für Film, Fernsehen und Web an, machen Musikvideos, Webseiten und Illustrationen, gestalten CD-, DVD-, und Buchcover und entwickeln Flyer und das Corporate Design für Firmen aus dem Kulturbereich.“ So stammen unter anderem die Werbemittel des Kreschtheaters aus dem Sputnic-Studio. „Wir machen das nicht ausschließlich fürs Geld, sondern müssen auch immer hinter den Projekten stehen, für die wir arbeiten.“

Sputnics letztes Projekt war wieder eine neue Herausforderung. Die Jungs haben für das Schlosstheater Moers das Stück „Alice – Eine Expedition ins Wunderland“ mitgestaltet. Zwar haben sie auch schon zuvor Videos für Inszenierungen geliefert, aber diesmal sind sie für das optische Gesamtpaket verantwortlich: Bühnenbild, Kostüme und die Videoanimationen stammen von ihnen. „Wir scheuen nicht vor Neuem zurück“, sagt Malte. „Sonst wäre das ja auch ziemlich langweilig.“

Im Moment fühlen sich die Medienkünstler wohl in Krefeld. „Wir mögen diese Stadt“, sagt Malte, der als einziger des Trios ein Hinzugezogener ist. „Manchmal ist sie uns zu eng, manchmal finden wir sie gemütlich – und im Winter ist es eher schlimmer hier.“ Diskussionen übers Gehen kämen immer wieder auf, „aber schließlich sind wir immer noch hier“.

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Vieles zum Reinhören und Anschauen von Sputnic auf
www.sputnic.tv

„Alice – Eine Expedition ins Wunderland“ wird im Schlosstheater Moers im Dezember an folgenden Terminen aufgeführt:
11., 12. & 20.12. um 19.30 Uhr, 21. & 31.12. um 18 Uhr
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