WZ artikel über sputnic
in der heutigen WZ ist ein Artikel über den anstehenden Film Suedstadt zu lesen.

auch online:
http://www.wz-online.de/sro.php?redid=167633

Leider auch mit einigen Fehlern: unser dritte Mann heisst Skopalik mit Nachnamen und Musik wird ausschließlich von Philip Lethen gemacht...


WZ 25.07.2007, Von Heinz-J. Ingenpahs

Vampir in der düsteren Südstadt
Von den Albträumen eines Briefträgers: Designer- Trio dreht einen Film.

Krefeld. Schön ist es nicht im Süden der Innenstadt, hinterm Bahnhof: graue Häuser, nacktes Mauerwerk, schmuddelige Ecken, leerstehende Läden, kaputte Briefkästen. Wer über knarrende Treppen in die zweite Etage eines alten Wohnhauses an der Gladbacher Straße steigt und in verwinkelte Räume tritt, hat alles das alles noch einmal vor sich: graue Fassaden. . . Nur hier sind sie kniehoch und stehen in Regalen.

Die Design-Studenten Malte Jehmlich, Nicolai Skoplai und Nils Voges haben hier unter dem Signet „Sputnic“ ihr Atelier eingerichtet, ein Filmstudio. Für ihre gemeinsame Examensarbeit an der Hochschule Niederrhein drehen sie einen StopMotion-Animationsfilm. Die Häusermodelle haben sie aus Pappe und Sperrholz gebastelt, dabei winzigste Details nicht vergessen, etwa eine Satellitenschüssel, verblasste Firmenschriften, dunkle Winkel.
Die Band von Markus Maria Jansen liefert die Musik zum Film

In einer anderen Ecke des Ateliers liegen fünf Knetgummi-Puppen, so groß wie die Häuser. An anderer Stelle erblickt man in einer Kiste wohl 30 verschiedene Kinnläden. Sie gehören zur Figur eines Briefträgers, dessen tragische Geschichte die Jungdesigner zwölf Minuten lang (24 Bilder pro Sekunde) erzählen wollen.

Das Trio ist nicht unerfahren in all diesen komplizierten Vorgängen, angefangen bei Entwurfszeichnungen zu jeder einzelnen Szene. Hinterm Vorhang steht der Set – auf einem alten Küchentisch. Die drei Krefelder hat schon Musik-Videos und eine DVD für die Krefelder Band Jansen produziert, für Kresch, das Schlosstheater Moers und das Theater in Münster gearbeitet. Jansen wird dem hier entstehenden Streifen die nötigen musikalischen Akzente geben.

„Wir haben uns auf ein Abenteuer eingelassen“, meint Malte Jehmlich, der die Vorzeichnungen für jeden Set schuf. Allein für den Puppenbau ging ein halbes Jahr ins Land. Dann wurde die Kulisse für jede kleinste Szene neu montiert und gefilmt, anschließend der Streifen mit den Figuren darüber gelegt. Das Drehbuch dazu hat der Krefelder Journalist und Dramaturg Klaus M. Schmidt verfasst. Acht Minuten sind schon fertig. Die Zeit drängt, denn die Premiere steht fest: am 24. September um 20 Uhr in der Fabrik Heeder.

Das Trio erzählt eine skurrile, heiter-ironisch gestimmte und auch traurige Geschichte: Ein kleiner Briefträger wird aus der „Klarstadt“ mit schönen, geordneten Reihenhäusern in die „Südstadt“ versetzt.
Und Briefkästen spucken die Mahnbriefe wieder zurück

Seltsame Figuren begegnen ihm dort: eine Art Vampir, der als drohende Silhouette in düsteren Winkeln sein Unwesen treibt; ein Uniformierter, der ein misstönendes Horn bläst; ein Mensch, der dem kleinen Briefträger die Türe vor der Nase zuschlägt; ein großer, bedrohlich knurrender Hund. Die Briefkästen quellen über. Die Briefe – Rechnungen, Mahnbescheide – spuckt der Briefkastenschlitz bald zurück. Unzustellbar. Am Ende fällt der bedrückte Held in einen Albtraum, erwacht und findet sich in seiner Wohnung, in der sich die Briefe zu Bergen stapeln, wieder.

Manche dieser Szenen erinnern an die Qualität jener Kurzfilme, die in den 60er Jahren in Polen oder der Tschechoslowakei die Kunstfilmszene beherrschten und in den deutschen Kinos als künstlerische Zugabe vor dem Hauptfilm gezeigt wurden.

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